
Schreiben an die Bundesministerin
Die Pandemie wird länger als 24 Monate dauern.
Die Veranstaltungswirtschaft benötigt dringend beim Kurzarbeitergeld eine branchenspezifische Lösung.
Wir wenden uns an Sie mit der dringenden Bitte, eine branchenspezifische Lösung beim Kurzarbeitergeld für hunderttausende von Mitarbeitenden in der Veranstaltungswirtschaft zu beschließen.
Die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes (KugverIV vom 30.11.2021) wird für die seit Beginn der Pandemie am härtesten betroffene Branche keinesfalls ausreichen. Aufgrund der nun beschlossenen Laufzeit – bis Ende März 2022 – werden in den nächsten Wochen die letzten Arbeitnehmer*innen, die der Branche treu geblieben sind, gekündigt werden müssen. Mangels jeglicher Möglichkeit einer Einnahmeerzielung und den daraus resultierenden Umsatzrückgängen von nach wie vor über 80%, ist den Unternehmen die Finanzierung von Gehältern nicht mehr möglich. Da den Unternehmen jegliche Perspektive eines einschränkungslosen Neustarts fehlt, werden in dem Wirtschaftszweig mit seinen hunderttausenden Beschäftigten zwangsläufig Entlassungen erfolgen müssen. Dies kann nur durch eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis zum Ende der pandemiebedingten Beschränkungen für Veranstaltungen vermieden werden.
Die Unvermeidbarkeit eines Arbeitsausfalls setzt voraus, dass die Betriebe im Rahmen ihrer Schadensminderungspflicht alle zumutbaren, wirtschaftlich vernünftigen und technisch vertretbaren Maßnahmen unternommen haben, um den Arbeitsausfall zu vermindern oder zu beheben. Es ist nicht ersichtlich, welche Maßnahmen dies für Unternehmen sein sollten, die derzeit keinerlei Perspektive haben, ihre Leistungen wirtschaftlich erbringen zu können.
In der Pandemie haben nicht alle Wirtschaftsbereiche die gleichen Herausforderungen oder eine immer wiederkehrende Perspektivlosigkeit wie die Veranstaltungswirtschaft erlebt. Sie ist von den Einschränkungsmaßnahmen bereits seit 22 Monaten an allererster Stelle aller Wirtschaftszweige betroffen.
Es ist daher dringend erforderlich, dass für die Veranstaltungswirtschaft unverzüglich eine branchenspezifische Lösung – ähnlich dem Saisonkurzarbeitergeld für die Baubranche – geschaffen wird. Dies ist auch in Hinblick auf die aktuell nur 50-prozentige Übernahme der Sozialversicherungsbeiträge, welche die Unternehmen des Wirtschaftszweiges deutlich überfordern, zwingend geboten. Bitte berücksichtigen Sie dabei auch, dass im Falle der zu befürchtenden Insolvenzen alle bisher gewährten Hilfen nutzlos aufgewendet wären.
Wir bitten die Regierung dringend um Dialogbereitschaft und eine schnelle Entscheidung. Die Verbände erhalten derzeit nicht zu überhörende Hilferufe ihrer Mitglieder, die darum ringen, Kündigungen zu vermeiden. Wir wiederholen daher nochmal, dass wirklich dringender Handlungsbedarf besteht. Ansonsten wird es in der Branche eine weitere Abwanderung von Fachkräften geben, die jeglichen Neustart dieses Wirtschaftszweiges unmöglich macht. Eine Branche, die 2019 immerhin noch Umsätze von über 81 Milliarden Euro erzielt hat, würde dann abgewickelt werden müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Forum Veranstaltungswirtschaft
Das Forum Veranstaltungswirtschaft ist die Allianz sechs maßgeblicher Verbände des Wirtschaftsbereichs. Dazu zählen: der BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V.), der EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.), der FAMA (Fachverband Messen und Ausstellungen e.V.), die ISDV (Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft e.V.), der LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.) und der VPLT (Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V.).
Ziel der Allianz ist es, Netzwerke, Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln, um damit und durch einen gemeinsamen Auftritt bei der politischen Lobbyarbeit noch schlagkräftiger zu sein. Der Zusammenschluss der wesentlichen Sektoren der Veranstaltungswirtschaft versteht sich ausdrücklich nicht als Dachverband. Jeder Partner vertritt die spezifischen Interessen seiner Mitglieder auch weiterhin unmittelbar. Die Schnittmengen der politischen Erwartungen der diversen Sektoren, wie der Kultur-, Kongress- und Tagungsveranstalter:innen, Veranstaltungsstätten, Veranstaltungsdienstleister:innen und Schaustellerbetriebe sowie Hersteller:innen und Händler:innen von Event-Technik, sind jedoch groß und alle Teilbranchen sind eng miteinander verzahnt. Daher wird durch den Schulterschluss der Verbände die Wahrnehmung des Wirtschaftszweigs durch Politik und Öffentlichkeit erheblich erhöht. forumveranstaltungswirtschaft.org/
