Live in Zahlen #40 – Am Freitag war „No Music Day“ – zum Glück hat das keiner ernst genommen.

Der britische Künstler Bill Drummond erklärte den 21.11. zum internationalen „No Music Day“, um sichtbar zu machen, welchen Platz Musik in unserem Alltag hat. Denn heute, am 22. November feiern die Briten den Namenstag der Heiligen Cäcilia traditionell mit Hausmusik. Aber wie sähe ein echter „Tag ohne Musik“ aus?
In Deutschland finden pro Jahr allein über 300.000 kommerzielle Konzerte statt. Dazu kommen im Streaming rund 142 Minuten Musikkonsum pro Person und Tag – Radiosender, Musikunterricht, Kirchenchöre, Werbung, Filmmusik und all die kleinen musikalischen Momente noch nicht einmal mitgerechnet.
Musik bringt Menschen zusammen, strukturiert unser Leben vom Aufstehen übers Autofahren bis zum Hintergrund in Shops, Restaurants oder Bars. Nicht auszudenken, wie ein Tag ohne Musik wäre, denn Musik stiftet Sinn und Identität: 71 % der Menschen sagen laut IFPI, dass Musik wichtig für ihre mentale Gesundheit ist.
Und das Live-Erlebnis geht noch weiter. Forschende der TU Dresden haben sowohl bei Musikerinnen als auch beim Publikum einen deutlichen Anstieg des „Kuschel-Hormons“ Oxytocin gemessen – ein biologischer Effekt, der Nähe, Vertrauen und Stressreduktion fördert. Eine Studie der Universität Zürich zeigt zusätzlich, dass live gespielte Musik die Emotionsverarbeitung im Gehirn stärker stimuliert und sogar eine Form kognitiver Kopplung zwischen Zuhörenden erzeugen kann.
Und eine weitere Forschungsarbeit kommt sogar zu dem übergeordneten Schluss: Live gespielte Musik ist die „evolutionäre Wurzel der Musik“ – weil unser Gehirn auf das gemeinsame Musikerleben besonders sensibel reagiert.
Der gestrige No Music Day ist deshalb eine Einladung, Musik nicht wegzulassen, sondern sie – zum Beispiel heute – umso bewusster zu feiern. 🙌
In einer Zeit, in der vieles nebeneinander her und immer schneller läuft, ist Musik ein Gegenentwurf mit gesellschaftlicher Kraft.
💡In unserer Reihe „Live in Zahlen“ stellen wir regelmäßig Kennzahlen und Zusammenhänge der Live Entertainment-Branche vor.
📚 Quellen:
No Music Day: kuriose-feiertage.de
Konzerte in Deutschland 2024 (GEMA): Song Economy
IFPI „Engaging with Music“ (2023)
TU Dresden, Oxytocin-Studie (Live in Zahlen #20)
Universität Zürich, Forschungsprojekt „Live-Musik und Emotionsverarbeitung“ (2024)
Studie zur „evolutionären Wurzel“ der Musik (2023)
SQ Magazine 2024: Spotify User Statistics