BdV-Mitglieder diskutierten Agenda 2020
GEMA-Tariferhöhungsverlangen wird vom BdV abgelehnt
Berlin – Die Mitglieder des Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft (BdV) trafen sich am 4. November zu ihrer jährlichen Hauptversammlung im Berliner Martitim proArte Hotel. Im Anschluss an die Versammlung lud der Verband zu einem öffentlichen Branchenmeeting. Die insgesamt über 160 Mitglieder und geladenen Gäste diskutierten dabei über aktuelle Themen und Entwicklungen der Live-Entertainment-Branche.
Kernpunkt der Versammlung war die Erarbeitung einer Arbeits-Agenda für die Verbandsarbeit der kommenden Jahre. Darin wurden die Ziele, Aufgaben und Herausforderungen des Bundesverbandes festgelegt. Der Vorstand hatte dazu einen Entwurf vorgelegt, der durch Wünsche, Vorschläge und Anregungen jedes anwesenden Mitgliedsunternehmens ergänzt wurde. Im Ergebnis entstand ein 10 Punkte umfassendes Konzeptpapier. „Die Schwerpunkte der Arbeit unseres Verbandes werden in den kommenden Jahren die internationale Netzwerkbildung, die Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung, die Professionalisierung des Berufsstandes und das “Verbands-Asset-Management” sein“, berichtet BdV-Präsident Prof. Michow. „Zu Letzterem zählen die weitere Entwicklung der verbandseigenen Verwertungsgesellschaft GWVR und der BdV-Ausgleichsvereinigung, die Live Entertainment Award-Verleihung sowie die weitere Intensivierung der Lobby-Arbeit des BdV“, so Michow. Sehr intensiv setzten sich die Versammlungsteilnehmer auch mit der Frage auseinander, wie die zu erwartenden steigenden Verbandskosten zukünftig finanziert werden können. Es wurde festgestellt, dass zwar das Leistungsprogramm des BdV in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert worden sei, die Einnahmeentwicklung jedoch dahinter zurückgeblieben sei. Insbesondere mit Blick auf die anstehende Finanzierung einer Geschäftsstelle in Berlin wird der Vorstand bis zur nächsten Versammlung ein Konzept für eine zeitgemäße Beitragsordnung entwickeln.
Ein weiterer Schwerpunkt der Versammlung bestand in der Diskussion des aktuellen Tariferhöhungsverlangens der GEMA. Nachdem der aktuelle Vertrag der beiden Veranstalterverbände mit der GEMA Ende des Jahres ausläuft, will die Verwertungsgesellschaft den Tarif für Veranstaltungen mit bis zu 2.000 Besuchern zukünftig jährlich sukzessiv von aktuell 5% bis 2019 auf 7,2% des Umsatzes – mithin um insgesamt über 40% – anheben. Nachdem die Verbandsvertreter dieses Erhöhungsverlangen als unzumutbar und unangemessen zurückgewiesen haben, bot die GEMA als Entgegenkommen für Veranstaltungen bis 400 Besucher bei einem Eintrittsgeld von max. 30,00 Euro eine Erhöhung lediglich auf 6,5 % an. Auch dieses Kompromissangebot betrachteten die Mitglieder des BdV als nicht hinnehmbar und votierten in Berlin einstimmig für eine gerichtliche Überprüfung dieser neuen Forderungen der GEMA, sofern diese es nicht bei der schließlich erst vor vier Jahren von ihr durchgesetzten drastischen Erhöhung beließe. Lehne die GEMA dies ab, sollen nicht nur die neuen Forderungen sondern das gesamte aktuelle Tarifkonzept erneut auf den Prüfstand gestellt werden.
Auf großes Interesse der Teilnehmer und Gäste stieß auch der traditionelle Kongressteil der Versammlung. So präsentierte die GfK die vom BdV und Musikmarkt herausgegebene aktuelle Markstudie. Britta Lüerßen, Head of Research & Development des BVMI, berichtete über die u.a. zusammen mit dem BdV in Auftrag gegebene erste gesamtwirtschaftliche Studie zur Musikwirtschaft. Ziel der Studie sei es, erstmalig die gesamte Wertschöpfung durch Musik in Deutschland abzubilden und auf direkte und mittelbare Effekte aufmerksam zu machen. Jürgen Mayer, Vorstand/CEO der plazz entertainment AG, referierte über den Einsatz von App-Services bei Veranstaltungen und Corporate Events. „Aus meiner Sicht bieten Veranstaltungs-Apps vielseitiges Potential für Attraktivitätssteigerungen in den Bereichen Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen“ meint Michow. „Wir haben eine derartige App bereits bei der letzten LEA-Gala und nun auch bei der BdV-MV eingesetzt und damit allen Teilnehmern ein zur Vorbereitung von Meetings und Gesprächen äußerst nützliches Who is Who der Veranstaltungsteilnehmer geboten“. Dr. Mathias Giloth, Geschäftsführer von GfK Entertainment, berichtete über Chancen und Nutzen der BdV-Initiative einer kontinuierlichen Veröffentlichung von Besucherzahlen von Veranstaltungen. Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Karsten Elbrecht, Vice President Sales CTS Eventim, mit welchem er ein von dem Ticketing-Unternehmen für ihre Kunden entwickeltes Tool u.a. zur Analyse der strukturellen Zusammensetzung von Ticket-Käufern und des Publikums von Veranstaltungen präsentierte.
Wie bereits im letzten Jahr startete die BdV-Tagung bereits am Vortage mit einem “Social Day” für die Verbandsmitglieder. Der Verband lud diesmal zu einem Besuch im Deutschen Bundestag inkl. eines 45-minütigen Vortrags auf der Besuchertribüne des Plenarsaals und anschließender Führung durch das Reichstagsgebäudes und Kuppelrundgang ein.
Nachdem der BdV im kommenden Jahr in Hamburg im Kontext zum Reeperbahn Festival sein 30-jähriges Jubiläum feiern wird, sollen gemäß Versammlungsbeschluss ab 2016 die Verbandstagungen grundsätzlich an den Termin der LEA-Gala in Frankfurt am Main gekoppelt werden. „Für unsere Mitglieder ist es sehr ökonomisch, beide Veranstaltungen quasi ‚auf einen Schlag’ wahrnehmen zu können. Das wird sowohl dem BdV als auch dem LEA zugute kommen und die Bedeutung beider Brachenereignisse noch weiter steigern“ freut sich Verbandspräsident Michow.
Hamburg, den 14. November 2014